Gesprächsrunde im Grünen und dabei mitten in der City von Aschaffenburg. Ein reizvoll angelegter Garten dient Mainteam-Mitarbeitern bei günstiger Witterung als Pausen-Oase und der Geschäftsführung schon mal als "Besprechungszimmer" (von links): Martin W. Umbach (bisher DD-Fachredak­teur, heute Leiter Produktmanagement Druck und PR-Manager bei Hoechst Informationstechnik), Alfred Klimke (DD-Autor), Jürgen Ramminger (Geschäftsführer Mainteam) und Egbert Mayer von Graevenitz (DD-Fachredakteur).

Zur Debatte: Andruck oder Proof.

Auch ohne EBV geht Mainteam unkonventionelle Wege

Das Unternehmen stand bei uns schon einmal im Blickpunkt. Sein Steuermann und Geschäftsführer Jürgen Ramminger berichtete in DD 9 und 14/87 von der in Pilotfunktion vollzogenen Einführung des Reprolog-Systems, einer EDV mit Online-Betriebsdatenerfassung und Terminsteuerung. Heute, anderthalb Jahre spater, ist der Arbeitsablauf bei Mainteam durch diese Einrichtung längst so effizient geworden, daß die Organisation des Betriebes mit seiner zentral lenkenden AV als vorbildlich gelten kann. Nun wurde der DD-Redaktion bekannt, daß Mainteam, Aschaffenburg, eine Methode entwickelt habe, über Proofs jede Stufe des Verfahrensweges unter Kontrolle zu bringen und auch das Endprodukt über Proof zu verkaufen; die freien Andruckkapazitäten können jetzt vornehmlich für anspruchsvolle Sonderarbeiten genutzt werden.

Außergewöhnliche Betriebsorganisation mit wesentlichen Konsequenzen

Vor unserem Besuch korrespondierte unsere Redaktion mit Jürgen Ramminger und erfuhr dabei schon einiges Bemerkenswerte über seine Denkansätze hinsichtlich des Einsatzes von Proofs für Zwischen- und Endprüfungen. „Von 90 % aller Rohscans fertigen wir einen Proof. Die Kosten hierfür werden gerechtfertigt durch die Sicherheit, die wir in Bezug auf Kundenwünsche damit gewinnen, eingeschlossen die Möglichkeit, den Proof mit dem Kunden zusammen zu beurteilen, über Lithokorrekturen zu entscheiden und diese prazise zu markieren. Mit weiteren Zwischenproofs im Fertigungsablauf halten wir unsere Produktionskosten und Termine im Griff, denn je früher ein Fehler entdeckt wird, umso günstiger ist das in Bezug auf beide Faktoren. Aus allen diesen Gründen engagieren wir uns so stark für den Proof! Der Andruck wird bekanntermaßen von zu vielen Parametern beeinflußt und läßt sich nie akkurat wiederholen; mit unseren Proofs gelingt das viel besser. Oft wird im Andruck aus Termingründen gesündigt; dann gehen die letzten Farbkorrekturen nur als Skalenvermerke an die Druckerei. In solchen Fällen zeigt der Proof seine Starke: vom korrigierten Litho kann man ihn kurzfristig wiederholen und so die Sicherheit wesentlich verbessern.“

Diese konsequente Hinwendung zu einer noch umstrittenen Technologie bedarf logischerweise aber eines Verfahrens, das Konstanz und Farbtreue garantiert. Mainteam hat es wohl in Fujis Color Art gefunden, denn man arbeitet dort nun schon ein Jahr lang damit und sieht alle Wünsche, die man an Gerät und Material hatte, erfüllt. „Bis auf den heutigen Tag haben wir noch keine Schwankungen in der Färbung oder der Empfindlichkeit festgestellt“, schrieb uns Ramminger. Und er kennt sich aus, denn er versuchte schon seit einigen Jahren, seine Vorstellungen in dieser Hinsicht zu realisieren. Ein Tonerverfahren und ein anderes bekanntes Foliensystem blieben dabei auf der Strecke.

Abbildung 1: Schema des Arbeits- und Informationsablaufs bei Mainteam.

Wir haben einen Tag im Betrieb von Mainteam zugebracht und fanden das bestätigt, was wir bisher nur aus dem Artikel von 1987 über „Praktizierte Bürokommuniktion im modernen Reproalltag“ und aus dem Brief erfahren hatten: die prologik-Mannschaft BERNSTEIN und CICHOCKI hat eine Software auf die Beine gebracht, die den Vorstellungen RAMMINGERS, über eine starke AV den Betrieb zu steuern, zu höchster Wirksamkeit verholfen hat (s. auch Abbildung 1). Und: mit den Proofs klappt es wirklich, wie gesagt, sie waren sichtbar vorzügliche Anhaltspunkte für die Lithos und tadellose Legitimationen für die Endfilme (s. Abbildungen 2+3). Was alles wohl zur Folge hat, daß in diesem Haus keine Repro-Hektik zu spüren war, daß jeder Mitarbeiter sich konzentriert und entspannt seiner Arbeit widmen konnte. Von Jürgen Ramminger konnten wir dazu ergänzend und zu dem Umstand, daß er sehr bewußt und ohne finanzielle Beengtheit bis heute auf die EBV verzichtet hat, im Gesprach noch folgendes in Erfahrung bringen:

DD: Herr Ramminger, wir durften Ihren Betrieb ansehen und konnten uns überzeugen, daß Sie mit außergewöhnlichen Methoden wie der Online-Betriebsdatenerfassung und den Zwischenkontrollen über Proof so etwas wie eine perfekte Repro-Organisation geschaffen haben. Das schöne Betriebsschema das Sie uns hier gedruckt zeigen (Siehe Abbildung 1), gehört das zur Repräsentation beim Kunden?

Ramminger: Auch! Denn wir wollen ihm mit diesem Diagramm beweisen, daß wir im Arbeitsablauf bestens organisiert sind. Es war und ist aber ebenso für unsere Mitarbeiter gedacht, in deren Bewusstsein wir es fest verankert sehen wollen.

Alles dreht sich um die zentrale AV

DD: Wie ist denn Ihre zentrale AV in sich aufgebaut?

Ramminger: Sie besteht aus 6 Mitarbeitern, hat einen Leiter und dessen Stellvertreter, der sich in der Hauptsache um Informationsvermittlung von und nach außen und innen kümmert.

DD: Die Damen an den Bildschirmen in der AV, die nicht nur kalkulieren, sondern die gesamte Auftragsvorbereitung und Fakturierung vornehmen, sind das Fachkräfte aus der Reproduktion?

Ramminger: Nein, sind es nicht. In unserer EDV sind alle Arbeitsschritte so folgerichtig integriert, daß man bei entsprechenden Angaben des Kundenbetreuers nichts falsch machen kann, weder bei der Kalkulation noch bei der Auftragsweitergabe. Und in Zweifelsfällen ist der AV-Leiter da.

IRD-Anregungen in vielfältiger Weise aufgegriffen

DD: Haben Sie das Schema Ihres Arbeits- und Informationsverlaufes im Zusammenhang mit der Einführung der EDV bei Ihnen etabliert?

Ramminger: Nein, wir haben schon vor sechs Jahren die zentrale AV aufgebaut und alle Abteilungen um sie herum gruppiert. Anstoß gab seinerzeit das IRD, nach dessen Methode wir damals noch manuell kalkuliert haben. Herr BERNSTEIN war damals unser Kontaktmann, er hat spater mit uns und der Firma Thomas und Kurzberg als Pilotbetrieben die Software geschrieben, die er heute im eigenen Unternehmen vertreibt. Inzwischen stehen schon Anlagen in Düsseldorf, Berlin, Hanau, Vreden und anderswo.

DD: Die AV ist also sozusagen das Herz Ihres Betriebs. Haben Sie auch einen technischen Betriebsleiter?

Ramminger: Auf den verzichten wir bewusst, dirigiert wird die Arbeit eben von unserem AV-Team. Für die fachlich korrekte Ausführung sorgen unsere Abteilungsleiter.

„Unser Außendienst macht keine Preise.“

DD: Zu Ihrem Kalkulationssystem: Was tun Sie, wenn einer Ihrer Außendienstmitarbeiter draußen einen Kampfpreis macht, um einen Auftrag zu bekommen? Gerät da nicht alles ein bißchen durcheinander?

Ramminger: Unser Außdendienst macht beim Kunden keine Preise. Auch ich nenne vor Ort keine Preise, wir kalkulieren nur über EDV im Betrieb. Die Preisfestlegung erfolgt in Abstimmung von AV, Außendienst und insbesonderen Fällen der Geschäftsleitung.

DD: Haben Sie relativ viel Außendienstmitarbeiter. Bezahlen Sie denen ein Fixum mit Provision oder wie ist deren Entgelt?

Ramminger: Sie bekommen ein festes und gutes Gehalt und keinerlei Provisionen. Wir wollen vermeiden, daß die Leute draußen nur »Umsatz machen«. Aufreißertypen brauchen wir nicht, wir schicken Techniker nach draußen, die unsere Kunden zuverlässig betreuen können. Natürlich lassen wir diese Leute auch verkaufstechnisch schulen, in der Hauptsache in IRD-Seminaren. Übrigens, auch die Abteilungsleiter besuchen häufig Seminare beim IRD. Wir versuchen, ihnen damit auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln und Wissen darüber, wie man Menschen führt und anleitet. Wir nutzen das Seminarangebot des IRD sehr intensiv. 

„Wir haben nachweisbar zu 90 % zufriedene Stammkunden“

DD: Wie teilt sich denn Ihre Kundschaft prozentual auf in solche, die ständig wiederkommen, die gele­gentlich bestellen und in Eintags­fliegen? 

Ramminger: Bitte betrachten Sie das nicht als Angebefei, ich könnte es gerne unter Beweis stel­len: Wir haben zu 90 % zufriedene Stammkunden, die laufend bestellen und immer wiederkommen. Mit ihnen und einigen wichtigen Neukun­den haben wir im ersten Halbjahr 1988 einen Umsatzzuwachs von 27 % erzielt – bei einer Kostensteige­rung von nur 3 % –, weil wir von deren Aufträgen, die sie sonst auch woanders hin vergeben haben, immer mehr auf uns ziehen konnten.

DD: Welche Rolle spielt Ihre Fir­menmutter, das Main-Echo, inner­halb dieser Stammkundenstruktur? 

Ramminger: Naturgemäß die größte. Aber es sind noch keine 30 % des Umsatzes, die von dort kommen. Alle anderen Aufträge holen wir uns am freien Markt, und deren Anteil wird immer größer. Unsere Auftrag­geber sind zu einem Drittel Drucke­reien, einem Drittel Industriefirmen und einem Drittel Agenturen. 

DD: Das sind relativ viel Agen­turaufträge. Wie kommen Sie da mit der Tatsache zurecht, daß sich Agenturen heute sozusagen schon stark auf die Möglichkeiten der EBV ein­geschossen haben, die es bei Ihnen noch nicht gibt? 

Ramminger: Wir machen keine dieser typischen Agenturauf­träge, sondern nur das, was wir mit unserer Technik gut bewältigen kön­nen. Dabei können durchaus große Brocken sein, wie zum Beispiel Kata­logaufträge, zu denen man keine EBV braucht.

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